25 November 2008

film: From Russia With Hate

current.com russiaSender: current TV (2007)
Laufzeit: ca. 00:19:40



Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Öffnung der Grenzen 1991, strömen jährlich hunderttausende Menschen aus den Nachbarstaaten ins Land - in der Hoffnung Arbeit zu finden und Wohlstand zu erlangen. Bekannt ist, dass das System unter Jelzin für internationale Investoren interessant war, jedoch in der breiten Bevölkerung wenig vom Wandel ankam. Bis heute ist der Kampf gegen die Armut nicht gewonnen - auch nicht im autokratischen System Wladimir Putins. Die "souveräne Demokratie" hat ihre Verlierer und deren Hass richtet sich massiv gegen Einwanderer.

Christof Putzel untersucht eine rasant wachsende Bewegung vor deren Gewaltbereitschaft inzwischen auch Amnesty International warnt. Rechtsextreme Bewegungen erstarken und führen ihren Kampf auf der Straße - gnadenlos und flankiert vom Einsatz des Internets. Brutale Übergriffe werden gefilmt und ins Netz gestellt. Die Seilschaften reichen bis in die Duma und militärische Kreise.

Die kurze Dokumentation ist bei current TV kostenlos als Podcast zu sehen. Ein Thema das in Europa selten angesprochen wird, obwohl die unverhohlene Drohung mit einem Bürgerkrieg von Seiten der Rechtsextremen sicherlich nicht völlig absurd ist. Mehr als die Hälfte aller Neonazis der Welt leben heute in Russland.

Diese Dokumentation enthält Ausschnitte aus sogenannten "Propaganda-Videos" der Neonazi-Szene in Russland. Die Darstellung von Gewalt ist nicht für jeden geeignet, daher sei an dieser Stelle gewarnt.

doku bei current.com anschauen_

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22 November 2008

buch: Christian Kracht / Ich werde hier sein...

cover krachtChristian Kracht / Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten
192 Seiten / 1.Auflage September 2008
Kiepenheuer & Witsch / 16,95 Euro

Ein Roman der die Geschichte Europas neu erfindet - düster und poetisch.

Lenin ist nie in der Sowjetunion angekommen, stattdessen ist er Architekt einer Schweizer Sowjetrepublik. Die Eidgenossen regieren weite Teile der Welt und schreiben Geschichte - kompromisslos, kommunistisch und technokratisch. Seit 96 Jahren wird Krieg gegen den deutsch-englischen Faschismus geführt - der Frieden ist ein Fremdwort, eine Utopie. Das Herz der Alpenrepublik ist das "Réduit", eine scheinbar unbezwingbare Festung aus Stahl und Beton tief in den Felsen der Berge. Die Soldaten kommen aus dem von der Schweiz kolonialisierten Afrika. Die heutige Supermacht Amerika heißt Amexiko und spielt in vollkommener Selbstisolation maximal eine Statistenrolle.

In dieser fiktiven Welt spielt Krachts neuer Roman, der wohl umstrittenste unter den diesjährigen Herbstnovitäten. Der geschaffene Kosmos ist lebensfeindlich und seine Bewohner dem Wahn ihrer Zeit verfallen. Jede Form der Kultur ist den Menschen entweder abhanden gekommen oder existiert nur noch in verkümmerter und pervertierter Form. Unser Protagonist ist schwarzafrikanischer Offizier, gedrillt auf einer schweizerischen Militärakademie und nun unterwegs im Auftrage seiner Zentralregierung. Er hat nur ein Ziel: Das konterrevolutionäre "Element" Brazhinsky ist zu verhaften.

Die fiebrigen Erinnerungen an die eigene Vergangenheit vermischen sich mit der Gegenwart der SSR - Kracht schreibt im Präsens und schafft den Konjunktiv ab. So entsteht ein Roman der für sich stehen muss und doch eine Hommage an Orwell, Jünger, Conrad oder Harris ist. Dieses Buch wird man nicht nur einmal lesen..


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14 November 2008

film: Battle for Haditha

cover battle for hadithaBattle For Haditha
originaltitel: Battle for Haditha (2008)
regie: Nick Broomfield
cast: Elliot Ruiz, Matthew Knoll, Eric Mehalacopoulos..
vö deutschland: 01/2009

Schonungslos und realistisch - Battle for Haditha versucht das Unmögliche

Eigentlich sollte die Patrouille der US-Marines nur einen alltäglichen Auftrag ausführezn, doch Aufständische zünden einen Sprengsatz am Straßenrand. Der dritte Humvee im Konvoi wird getroffen, ein Marine ist sofort tot und zwei weitere schwerverletzt. Aus dieser Ausgangssituation entspinnt sich ein blutiger Nachmittag in der irakischen Stadt Haditha, an dem die Soldaten an die Grenzen ihrer physischen und seelischen Belastbarkeit gebracht werden und zu dem werden, was die Offiziere von ihnen verlangten: Maschinen die trainierten um zu töten.

Der Film beruht auf wahren Begebenheiten, die sich am 19.November 2005 - also vor knapp drei Jahren - in der irakischen Partisanenhochburg Haditha zugetragen haben. Die schonungslose Schilderung der Umstände aus Sicht aller beteiligten Parteien ist nicht voyeuristisch und lässt einen verstört zurück. Wer trägt die Schuld daran, dass es soweit kommen musste? Gibt es Schuldige? Nick Broomfield hat einen Film gedreht, der kontrovers diskutiert werden muss, jedoch nicht in inzwischen leider weitverbreitete antiamerikanische Stereotype verfällt. Ein absolut sehenswerter Film!


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