18 April 2009

buch: Viktor Pelewin / Das fünfte Imperium

cover pelewinViktor Pelewin / Das fünfte Imperium
ein Vampirroman
aus dem Russischen von Andreas Tretner
Sammlung Luchterhand / 10,00 Euro

Pelewins Roman ist die pure Fiktion und doch so nah am Zahn der Zeit.

Die vielbesprochene Kaufentscheidung ist bei diesem Buch ganz unabhängig vom Inhalt gefallen. Es wurde sozusagen die Katze im Sack gekauft, aber ich wurde - wie ist es anders zu erwarten - nicht enttäuscht. Das Artwork des Covers hebt sich angenehm vom täglichen Einheitsbreit ab und der Verlag steht sowieso für literarische Qualität. dazu kommt: Viktor Pelewin ist in Russland einer der angesagten, zeitgenössischen Erben Gogols und Bulgakows. Der Übersetzer Andreas Tretner ist mir aus den Büchern des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin in bester Erinnerung und der Klappentext macht schnell klar: Das hier ist kein Vampirroman á la Stephenie Meyer - ganz im Gegenteil.

Tritt ein in die Elite. Ein junger Mann folgt einem Pfeil auf dem Troittor des Moskauer Stadtkerns. Er tritt in einen Hinterhof, passiert eine schwere Stahltür und findet sich einige Zeit später geknebelt und gefesselt an einer Sprossenwand wieder. Ihm gegenüber ein maskierter Mann, dessen Motive unklar sind. Das ist also der Eintritt in die Elite? So sieht es aus...

Sie geben sich selbst Namen alter Götter. So zum Beispiel Brahma, Enlil, Hera und eben Rama II. Letzteren begleiten wir von seinem ersten Initiationsritual bis zum letzten großen Duell durch eine Welt aus Postmoderne und Poststalinismus. Eine Welt in der die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes Teil einer Verwertungsgesellschaft sind. Die Rasse der Vampire als Schattenmacht im Hintergrund. Sie sind das allsehende Auge in der Spitze der Pyramide, sehen sich als Götter die rote Flüssigkeit schlürfen und nach der Schule von Glamour und Diskurs leben. Alles im Dienste der "Großen Maus".

Die Komplexität des Pelewin'schen System in wenigen Zeilen zu schildern ist unmöglich. Viel zu rasant geht es dafür in diesem großartigen Roman zu, viel zu tief taucht man innerhalb kürzester Zeit ein und mag nicht mehr aufhören zu lesen. Es wäre vermessen, diesen Roman als Sittengemälde des postsowjetischen Russlands zu bezeichnen. Der Roman rechnet in teilweise popliterarischer Manier mit dem gesamten Menschengeschlecht ab.



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