29 Januar 2010

buch: Sarah Khan / Die Gespenster von Berlin

cover khanSarah Khan / Die Gespenster von Berlin
Unheimliche Reportagen
Suhrkamp Nova / 9,90 Euro

Berlin kann unheimlich sein. Sarah Khan forscht und findet Geister, Jim Rakete und viele tote Soldaten

Berlin ist gleich zweimal Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland - sowohl im diesseitigen, wie im jenseitigen Sinne. Nirgendwo geistern mehr unheimliche Geschichten durch die Küchen, Wohnzimmer und Cafés. Ein paar Gänge schalten wir, aber sofort zurück und stellen fest: Sarah Khan hat kein Gruselbuch geschrieben. Wer eine Ansammlung spiritistischer Erfahrungsberichte erwartet, der sollte nicht zugreifen. Daniel Kehlmann trifft es mit seiner Feststellung auf dem Klappentext sehr gut: "Sarah Khan forscht Gespenstern nach und fördert deutsche Geschichte zutage."

Wie definieren wir unheimlich? Was sind Gespenster? Die Autorin trifft stets auf Bekannte oder die Bekannten von Bekannten. Diese erzählen, dann von ihren übernatürlichen Erfahrungen. Diesem seltsamen Gefühl, wenn man weiß, dass man gerade nicht alleine im Raum ist. Hier und da materialisieren sich längst verblichene Menschen scheinbar - so zum Beispiel bei der Gespensterjagd in Bethanien. Eine tolle Story. Sie zeichnet sich, ebenso wie alle anderen Geschichten durch eine penible Recherche aus und das macht einfach Spaß zu lesen.

Klar - manchem mag der Ton zu schnodderig sein oder alles wie viel zu langatmig. So zum Beispiel die detailversessenen Passagen über einen Messi, der sich im ZVAB ein Konvolut an Geisterbüchern orderte. Doch obwohl auch ich mich teilweise gefragt habe, wieso mir Sarah Khan das jetzt alles erzählen will, bin ich höchst zufrieden mit diesem Kauf. Oder um es mit Jim Raketes Worten wiederzugeben: "Warum beschäftigen Sie sich mit so einem Scheiß? Verwunschene Häuser!? So ein Scheiß!" Wer die Antworten will, weiß jetzt wo nachgelesen werden kann.

medientipps:

26 Januar 2010

einwurf #01

Das ist unser einwurf #01
heute: es geht auch günstig und schön.

Der Minimarkt bei Cohen & Dobernigg [*] in Hamburg schließt kommenden Freitag seine Pforten und es gilt hier, wie fast überall sonst: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben - mindestens ein wenig. Fündig ist man trotz geplünderter Regale noch geworden. Nach circa fünfzehn Minuten fiel die Kaufentscheidung. Man beachte die Preisentwicklung.

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Hank Willis Thomas: Pitch Blackness
Aperture, EUR 36 EUR 9


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Raymond Meier: Ppaper Special 04
Idea Books, EUR 18 EUR 8


All jenen die sich für Fashion faszinieren sei insbesondere der Schweizer Fotograf Raymond Meier ans Herz gelegt. Aufmerksamen Lesern der VOGUE wird er sicher aufgefallen sein.

Desweiteren ist der neue Resident Advisor Podcast [*] draussen und ein Segen für diesen Abend. Es gibt The Psychonauts auf die Ohren.
Zu viel schwirrt da oben rum, die Synapsen spielen Mitmach-Zirkus im Kopf und so wurde wenigstens ein passender Soundtrack erwischt. Es ist zu hoffen, dass man inspirieren konnte und in diesem Sinne geht es jetzt ins Land der Träume.

24 Januar 2010

szene: Frappant - Helm auf! Mund zu!

frappantFrappant - Helm auf! Mund zu!
Architektur, Film, Fotografie, Freie Kunst, Grafikdesign, Illustration, Mode - und Kostümdesign, Musik, Stadtplanung. Über 130 Leute sind im Frappantgebäude am Arbeiten.

zeitpunkt: 28.januar - 23.januar 2010
locations: frappant, große bergstraße 174, 22767 hamburg

Sogar überregionale Medien haben über das Corpus Delicti "Frappant" berichtet - dieses Wochenende gabs dort auf die fünf Sinne

Weshalb die Wortwahl Corpus Delicti? Auf der einen Seite könnte man das Frappant in der Großen Bergstraße als Relikt eines städtebaulichen Verbrechens sehen, auf der anderen Seite ist auch der gegewärtige Umgang mit den kultur- und kunstschaffenden Menschen vor Ort verbrecherisch. Noch vor der Gründung des Frappant e.V. und dem Einzug in den gleichnamigen Gebäudekomplex hatten es die Künstler nicht leicht - da gab es Sanierungen mit anschließendem Druck doch auszuziehen, weltfremde Auflagen und irrwitzige Mietpreise.

Inzwischen hat sich im Frappant einiges getan. Die dort ansässige Szene hat einen öffentlichen Raum geschaffen, dessen Wert möglicherweise für Miethaie, Paragraphenreiter und Erzkapitalisten nicht messbar ist - für uns ist er messbar. Jetzt will Ikea rein, aber WIR SIND SCHON DA. Es ist schwer vorstellbar, dass sich an diesem Zustand so einfach etwas ändert. Schon am Beispiel des Gängeviertels in der Hamburger City hat sich gezeigt, dass da was gehen kann. Problem ist nur, da ging es nicht um das sympathische, weltoffene Möbelhaus (Achtung: Ironie!) aus Schweden. Es soll nicht geleugnet werden, dass gegen gelegentliche Einkauf bei Ikea im Umland nichts spricht und diese Debatte wird hier auch nicht geführt werden. Die öffentliche Wahrnehmung in Sachen Gängeviertel war nur tatsächlich eine völlig andere. Der Frappant e.V. hat es eben nicht mit einem gesichtslosen Investor zu tun, sondern mit dem annerkannten Mitglied der Konsumgesellschaft.

Es ist dringendst empfehlenswert hier jetzt mit dem Gemecker aufzuhören. Viel schöner sind nämlich die gegenwärtigen Projekte die im und um das Frappant laufen. Noch viel schöner die Alternativen die der Verein, seine Mitglieder und Unterstützer in Sachen Nutzungskonzept ausgearbeitet haben.

Von all diesen kleinen und großen Dingen haben wir uns gestern erneut ausgiebig begeistern lassen. Im 7.Stock des Ex-Karstadt gab es bis heute unter dem Motto "Helm auf! Mund zu!" einiges zu sehen. Internationale Künstler unterstützten mit dieser Ausstellung den Verein. Skulpturale Kunst, neben Fotografie, Videoinstallationen oder Leinwänden. Speziell herauskehren möchte man hier den großartigen Film von Matthias Santiago Staehle. Den Trailer zu "amor o muerte" findet ihr im Anschluss an diesen Beitrag.

Wer an diesem Wochenende keine Zeit hatte, sich im Frappant blicken zu lassen, der sollte keine Mühe scheuen und jederzeit den Weg dort hin auf sich nehmen - trotz Glatteis und Minusgraden. Überzeugt euch selbst, kommt ins Gespräch und ergeht euch nicht am hauseigenen Küchentisch bei Weinschorle über die heutigen Auswüchse des Kapitalismus. Geht raus. Zeigt, dass jemand wie Florian Breetzke mit seinem Statement recht hat: "Meine Wahrnehmung ist, dass die Bevölkerung sehr aufgeschlossen ist und die Stadt die Künstler sehr unterschätzt." Bis auf bald - ganz bestimmt, denn wir sind schon da!

22 Januar 2010

film: Honeymoon

honeymoonHoneymoon
Film Four, 2amfilms (uk / 2007)
regie: Miranda Bowen
cast: Emilia Fox, Aleksandar Mikic, Steve Huison, ...
dauer: 30:25 min

Der Kurzfilm, den wir uns heute vornehmen ist nach dem Zeitraum benannt, den wir im deutschsprachigen Raum gerne als Flitterwochen bezeichnen. Honeymoon ist nicht der erste Film für den Melinda Bowen ihre Ideen audiovisuell umgesetzt hat. Für diese Produktion jedoch hatte sie sich nichts als das Bild einer Frau in einem Hochzeitskleid im Kopf, die verlassen an einem Rasthof sitzt. Dieses Bild reicht uns aus, um den Peak des Films hier und an dieser Stelle zu beschreiben.

Ein frischvermähltes Paar schickt sich an, die ersten Tage der Ehe zu begehen. Sie sind auf dem Weg zu ihrem ersten Stopp. Mitten in der ersten Nacht erreichen sie einen Rasthof. Zoran will eigentlich nur telefonieren, Dawn bestellt Kaffee und wartet - vergeblich. Die folgenden Stunden sind von düsteren Visionen und obskuren Situationen geprägt. Stunden, die sie ein völlig neues Bild ihres neuen Gatten zeichnen lassen.

Ursprünglich wollte Miranda Bowen ins Horror-Genre eindringen und glücklicherweise hat sie sich doch für einen dramatischen Plot entschieden. Fraglos hat sie ein Händchen für eine unheimliche Atmosphäre und den Aufbau von Spannung. Es ist jedenfalls nicht nur ein Brautkleid das hier knistert. Das Dunkel mit dem dieser Film beginnt und welches sich darauf in Dawns Kopf manifestiert, mag vom Morgengrauen am Ende nicht vertrieben werden.

Der Kritikpunkt, zu viele Fragen blieben unbeantwortet, mag für triviale Gemüter gelten. Ehrlicherweise stellt man bei genauerer Betrachtung fest, dass es schlicht und einfach keine befriedigenden Antworten gibt. Wären sie gegeben worden, hätten sie diesem Kurzfilm viel seines Zaubers genommen, der aus dem Zweifel einer Frau erwächst, die dachte angekommen zu sein.

Eine ganz wunderbare Reihe an Motiven hat die Fotografin Anna Leader im Rahmen der Produktion geschossen. Zu bewundern sind diese auf Ihrer Website [*]. Nun lehnt euch für eine halbe Stunde zurück und genießt das Kino ...



weiteres:
interview mit miranda bowen
2am films
futureshorts


medientipps:

19 Januar 2010

media: Resident Advisor

logo resident advisorResident Adivsor Ltd.
web. residentadvisor.net
heads. Paul Clement & Nick Sabine
since. 2001
location. London, Berlin

Wer wirkliches Interesse daran hat zu erfahren, was gerade in der internationalen elektronischen Musikszene passiert, kommt an Resident Advisor nicht vorbei. Das kommerziell enorm erfolgreiche Webzine gibt es seit 2001 - bald steht also das zehnjährige Jubiläum an. Eigenen Angaben zu Folge verfolgen monatlich mehr als 600,000 Leser die News, Reviews und Features. Die Büros in London und Berlin werden von Autoren und Fotgrafen aus der ganzen Welt mit immer neuem Content versorgt. Über mangelnden Input können sich hier weder Musikliebhaber, noch Clubgänger beschweren.

Die internationale Ausrichtung von Resident Advisor spiegelt sich auch in den Aktivitäten des Unternehmens auf, die sich offline abspielen. Dazu zählen zum Beispiel die Kooperationen mit dem Sónar Festival, der CTM in Berlin oder die hauseigenen Clubnächte. Gerade für den Easyjet hat RA auch seinen Reiz. Der Eventkalender ist stets prall gefüllt und viel diskutiert. Die internationale Feierszene kann also recht schnell absehen, ob sich am kommenden Wochenende eher Barcelona, Berlin oder London lohnen.ie Boxen und der wunderbare DJ Stingray gibt sich die Ehre. Neben bekannte

Genug der obsessiven Feierei und widmen wir uns nun unserer akustischen Passion. Neben brandaktuellen Single- und Albenreviews, bietet RA einen fantastischen Podcast an. Wer per iTunes jeden Montag neue Störgeräusche für die Ohren der Nachbarschaft geliefert haben will, bekommt diese hier frei Haus geliefert. Während diese Zeilen geschrieben werden gibt sich Sherard Ingram alias DJ Stingray die Ehre, nachdem es letzte Woche mit Marcus Worgull etwas weniger rough zu ging.

Rund um versorgt also. Wer das globale Netwerk der elektronischen Szene sucht und bei RA gelandet ist, bleibt und liegt mit dieser Entscheidung definitiv richtig.

15 Januar 2010

szene: Club Transmediale 2010

club transmediale 2010Club Transmediale 2010
festival for adventurous music and related visual arts berlin

zeitpunkt: 28.januar - 07.februar 2010
locations: wmf, .hbc, hau2, haus der kulturen der welt,
spa, französischer dom, berghain-panorama bar, kino babylon


Anfang diesen Jahres steht die elfte Ausgabe der Club Transmediale in den Startlöchern. Wer kann sollte hin da.

Unter dem Motto OVERLAP - Sound & Other Media wird diesmal an die letzte Ausgabe des CTM angeknüpft. Das bedeutet es geht erneut um Situation und Perspektive des selbstbestimmten Musikschaffens und der experimentellen audiovisuellen Kulturen. Klar wird auch anständig gefeiert. Also was genau steht in den neun Tagen genau an?

Ein Highlight ist mit Sicherheit die exklusive Preview des Dokumentarfilms Making CONTAKT, am 03.Februar im Kino Babylon. Die beiden Filemacher Ali Demirel und Richie Hawtin stehen im Anschluss Rede und Antwort. Einen Trailer zum Film findet ihr im Anschluss dieses Artikels. Mehr dazu findet ihr auf m-nus.com. Großes Kino!

Das WMF in der Klosterstraße 44 wird auch kräftigst bespielt und ist erstmal die Hauptlocation des Festivals. Am 29.Januar erlebt man hier auf dem ersten Floor die Premiere der neuen Bühnenshow von Planningtorock. Naja, und es geht weiter. Erwähnt werden sollte der 31. Januar. Keiji Haino, eine der extremsten Persönlichkeiten der Szene, spielt ebenfalls im WMF auf.

Das komplette Programm findet ihr auf clubtransmediale.de

Großartigerweise hostet Zero-Inch auch dieses Jahr wieder die Festival Compilation. Natürlich for free und auch für alle die in Berlin nicht dabei sein können. Einfach kurz und knapp anmelden und ab heute runterziehen. Präsentiert wird das ganze von De:Bug - dem lesenswerten und mehr als abonnierwürdigen Magazin. Dreizehn Tracks ist das Werk stark. Dabei unterschiedliche Eindrücke von Künstlern wie Aoki Takamasa, Scuba, Joris Voorn oder Hildur Gudnadottir. Oben drauf wird noch der bereits erwähnte Trailer gepackt.

Hoffentlich konnten wir euch Festival samt und sonders medialer Untermalung schmackhaft machen und ihr schlagt zwischem dem 28.01. und dem 07.02 in Berlin auf.









12 Januar 2010

film: To Whomsoever ...

to whomsoeverTo Whomsoever It May Concern
vertizontal (in / 2010)
regie: Masoud Mohamed
story: Lakshman G Nayak
dauer: 5:28 min

Indien bringt jährlich weit über 200 Spielfilme hervor - wie viele solch gute Kurzfilme mögen es sein?

Im Rahmen eines nationalen Kurzfilmfestivals in Indien wurde am Indian Institute of Technology (IIT) von Bombay der Kurzfilm von Masoud Mohamed gezeigt - und er und seine Crew konnten begeistern. Von den 450 eingereichten Beiträgen belegte to whomsoever it may concern den sechsten Platz.

Die Kernbotschaft des Films ist in sekundenschnell vermittelt. Ungeduld, Eile, Hast und das stete Gefühl etwas verpassen zu können. In einer Einladung zum pre-screening in Bangalore wies Masoud Mohamed explizit darauf hin, dass der Film auch wirklich nicht viel Zeit der Zuschauer beanspruchen werde. Eine kleine ironische Anspielung? In der Metropolregion Mumbai (über 20 Millionen Einwohner) mag dies noch viel mehr den Nerv einiger Menschen treffen - in kaum einer Stadt scheinen sich die Uhren schneller zu drehen.

Unser gesichtsloser Protagonist, sein fahrbarer Untersatz. Wir beschleunigen und halten - nur kurz, doch diese wenigen Augenblicke des Innehaltens reichen, um eine tiefe Atmosphäre aufzubauen. Dieser Kurzfilm lebt nicht von der Brisanz seiner Handlung, sondern von dem Geschick seiner Macher einen Zeitgeist einzufangen. Das nicht unvorhersehbare Ende regt zum nachdenken an. Wie viel Entschleunigung brauchen wir? Spüren wir noch den Boden unter unseren Füssen oder sind wir gänzlich abgehoben?

10 Januar 2010

media: Black Cab Sessions

logo blackcabsessionsBlack Cab Sessions
web. blackcabsessions.com
twitter. follow them.

Es kommt schon mal vor, dass man wieder einen Abend länger arbeiten musste, damit dieses oder jene Projekt in seiner Realisierungsphase den letzten Schliff bekommt. Frei nach dem Prinzip Aktion - Reaktion, bleibt dabei auch mal ein Konzert auf der Strecke. Letztlich bleiben einem Reviews, verwackelte Konzertmitschnitte oder einfach nur Statusmeldungen der Kollegen auf Facebook, die statt der Band zu zuschauen, lieber ihr iPhone zücken, um ihrer Begeisterung angekommen zu sein, per Tastendruck statt Tanzbein Luft zu machen. Worst case scenario quasi ...

Sicher kann Black Cab Sessions kein Konzert ersetzen, aber durchaus Ursache ein paar vergnüglicher Stunden sein. Die Idee ist genial, wie simpel. Man nehme ein paar Musiker, ein klassischen englisches Taxi und gebe ersteren die Möglichkeit einer musikalischen Darbietung. Das ganze wird audiovisuell festgehalten und veröffentlicht. Kostenlos, auf der Höhe der Zeit und abwechslungsreich kommt das Angebot daher. Dabei waren und sind große wie kleine Namen. Killa Kela, Lykke Li oder The Maccabees seien hier genannt.

09 Januar 2010

buch: Tobias Rapp / Lost and ...

cover rappTobias Rapp / Lost and Sound
Berlin, Techno und der Easyjet
Suhrkamp / 8,99 Euro

Ist elektronische Tanzmusik passé? Was ist am Spreeufer los? Hier sind Antworten.

Ableton, Afterhour, Druffis, Ostgut, Restrealität, Spreeufer für alle, Techno und Zwischennutzung sind nur ein paar der Begriffe die den Umschlag von Tobias Rapps kürzlich erschienenem Buch Lost and Sound schmücken. Die Realität in die wir bei der Lektüre abtauchen umfasst, jedoch weitaus mehr. Ein Stück Kulturgeschichte, vielleicht auch Sub- oder Popkulturgeschichte. Das Berliner Nachtleben steht gerade wegen der Entwicklungen in Sachen Mediaspree oft nicht nur im Fokus der regionalen Clubszene und fraglos liegt hier ein kulturpolitisches Statement vor, dass sich nicht ausschließlich mit Fundamentalkritik aufhält.

Darüberhinaus werden einige Größen der Technoszene porträtiert, wichtige Koordinaten im Nachtleben Berlins genannt und trotz der Wucht, mit der diese Informationen den Leser erreichen stellt Rapp gleich klar: Einen Anspruch auf Vollständigkeit kann und will er mit Lost and Sound nicht erheben. Zu groß, zu vielfältig ist diese Szene. Letztlich finden wir verpackt in zwanzig Platten, eine wunderbare kleine Geschichte des Berliner Sounds der nuller Jahre vor.

Das Konzept. In einer Woche bereisen wir den Mikrokosmos elektronischer Tanzmusik, blicken dabei über allerlei Tellerränder oder in Abgründe menschlichen Verhaltens - wer die Passage über zwei Efdemin-Groupies liest, weiß was gemeint ist. Eins ist jedenfalls garantiert: Liegt dieses Buch erstmal ausgelesen neben einem, verspürt man dieses unbändige Gefühl loszurocken - irgendwo in einer der unzähligen Locations in denen mit Sicherheit auch im neuen Jahrzehnt trotz diverser Umbrüche und Neuanfänge einiges geht.

und nun die werbung: