07 Dezember 2010

media: leerstandsmelder.de

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web. leerstandsmelder.de
heads. gängeviertel e.v.
since. 2010
location. hamburg

Vor Jahren hat mir ein sehr kluger Lehrer mal die Phrase 'Hanse- und Abrissstadt Hamburg' mit auf den Weg gegeben. Sein Verdruss über die städtebaulichen Veränderungen war groß und damals war der Struggle um das Gängeviertel noch gar kein Thema. Klar, Hamburg definiert sich als weltoffene Metropole oder drückt sich den Stempel auf, das Tor zur Welt zu sein. Es ist Konsens zu behaupten, dass hier in der schönsten Stadt der Welt gelebt wird. Diese Wertungen entstammen meines Erachtens einer protegierten Lebensweise. Wer sowas behauptet, ohne am eigenen Verstand zu zweifeln, muss auf einem Auge blind sein. Hamburg ist zweifellos eine schöne Stadt und bietet seinen Bewohnern, gemessen an anderen Metropolen, ein hohes Maß an Lebensqualität. Die städtebauliche Entwicklung der letzten Jahre ist jedoch rückwärtsgewandt, unsozial und darf so nicht hingenommen werden.

Während es für sozial schwächer gestellte Mitmenschen nahezu unmöglich geworden ist in innerstädtischen Vierteln bezahlbaren Wohnraum zu finden, stehen aktuell über 1,17 Mio. Quardratmeter Bürofläche leer. Bei einer Leerstandsquote von 10% im Jahr 2009 wurden im selben Jahr 237.000 Quadratmeter neue Flächen fertiggestellt. Was kann man mit solchen Flächen nicht alles anstellen, hm?

Über Gentrifizierung wurde hinlänglich debattiert. Man kann über Ursachen reden so viel man will. Wer ist Schuld? Sind am Ende wir die bösen Gentrifier? Wer wertet Viertel auf? Schaffen wir die Nachfrage? An den realen Problemen der Menschen die vergeblich dort nach bezahlbarem Wohnraum, wo sie sozialisiert waren und bleiben wollen, geht diese Debatte vorbei. Auf St.Pauli sind die Mieten in den letzten Jahren um sagenhafte 28% gestiegen. Die Verdrängung von sozial schwächeren Mitmenschen ist ein tägliches Geschäft für jene die von zahlungskräftigen Mietern und Konsumenten profitieren. Dem ist mit allen Mitteln entgegenzuwirken und von endlosen Gesprächen bei Yogitee im Stuhlkreis abzusehen.

Diesen Monat ist der Leerstandsmelder für Hamburg online gegangen. Die Zusammenarbeit des Gängeviertel e.V. mit dem Hamburger Unternehmen Ublilabs und dem Art Lawyer ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie man Instrumente schaffen kann, die gleichermaßen informieren, wie inspirieren.

Auf leerstandsmelder.de kannst du dich kostenlos registrieren und Leerstände im Großraum Hamburg melden. En Detail können nun Angaben zu Gebäude, Eigentümer und Nutzungsmöglichkeiten gemacht werden. Die Einträge sind mit Fotos versehen, die Liste wächst stetig und das allgemeine Echo ist enorm positiv. Es bleibt zu beobachten, ob und wie dieses Projekt sich auf die kommenden Entwicklungen auswirkt. Ich bin begeistert und sicher, dass diese Idee einen gehörigen Beitrag dazu leisten kann, dass wir unserem 'Recht auf Stadt' nicht nur mit Worten Nachdruck verleihen könne, sondern auch durch organisierte Praxis.

In diesem Sinne: Guten Wohnraum für ALLE.

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