13 September 2017

film: Kämpfen lernste auf der Straße

Kämpfen lernste auf der StraßeKÄMPFEN LERNSTE AUF DER STRASSE
Medienwerkstatt Eyeland (ger / 1991)
regie: Eva Löhr, Claudia Rhein
music: Di'Aslans, Royal Crown Crew
cast: Various

Jugendkriminalität. Ghettobildung. Kinderarmut. Integrationsdefizite, Bildungsmisere und immer wieder Gewalt. Themen die jeden Tag auf den unterschiedlichsten Wegen eingang finden in die Schlagzeilen, Randnotizen und Kommentare unserer meinungsbildenden Medien. Für manche Menschen bedeutet das Einblicke zu bekommen in eine unwirkliche Welt. Eine Welt in der es in der Bundesrepublik Deutschland keine 'echte' Armut und Ausgrenzung gibt, eine Welt in der erst die Welchbletthütte ohne fließendes Wasser das Recht begründet, sich zu beklagen. Für viele andere Menschen ist die Berichterstattung jedoch nur eine Unterfütterung dessen, was sie durchaus auch im Alltag wahrnehmen und womit sie absolut nicht einverstanden sind.

Nur eine Minderheit widmet sich dem hausgemachten 'Problem', tritt in Dialog mit jenen Menschen hinter den Schlagzeilen, die in Statistiken nur als Täter und Opfer aufgeführt werden. Statistiken bauen keine Vorurteile ab und somit widmet sich die Dokumentation 'Kämpfen lernste auf der Straße' aus dem Jahre 1991 von Eva Löhr ausschließlich den Protagonisten, des immer wieder auf- und abflauenden Medienrummels. Der knapp zwanzigminütige Film ist vor über 25 Jahren von der Medienwerkstatt Eyeland auf VHS produziert worden und ein zwingendes Zeitdokument bundesrepublikanischer Geschichte.

In Gesprächen mit den Berliner Jugendgangs Ghetto Sisters, Black Panthers, Fighters, Bright Colors, Fatback und den 36 Boys zeichnet die Medienpädagogin ein Bild das Grenzen verwischt und die Frage stellt, ob das Täter-Opfer-Denken nicht ebenso in die Mottenkiste gehört, wie die reflexive Schutzbehauptung, dass früher alles besser war. Löhr lässt junge Leute zu Wort kommen, stellt sie jedoch nicht aus, wie exotische Käfigtiere. Diese kurze Reportage ist in höchstem Maße sehenswert und ein unbedingter Beweis für die stete Anwesenheit von Niveau und Qualität in der Medienwelt. Danke Eva Löhr, danke allen Beteiligten.


und nun die werbung:

Keine Kommentare: