29 April 2009

buch: Jonathan Littell / Das Trockene und das Feuchte

cover littellJonathan Littell / Das Trockene und das Feuchte
ein kurzer Einfall in faschistisches Gelände
mit einem Nachwort von Klaus Theweleit
aus dem Französischen von Hainer Kober
Berlin Verlag / 16,90 Euro

Entstanden während der Recherchen zu "Die Wohlgesinnten" - provokant und nicht wegzudenken

Jonathan Littell hat mit der Veröffentlichung der fiktiven Lebensgeschichte des SS-Obersturmbannführers Maximiliam Aue für geteiltes Echo in den Feuilletons gesorgt. Das vorliegende Buch ist 2002 im Rahmen der Recherchen für "Die Wohlgesinnten" entstanden und auch diesmal gilt: Großartig finden oder totale Ablehnung.

Das Trockene und das Feuchte ist ein Sachbuch. Der Versuch einer Analyse der Gedankenwelt des belgischen Faschistenführers Leon Degrelle, unter zur Hilfenahme von Klaus Theweleits Faschismustheorie bzw. seines großartigen Werks "Männerphantasien".
Nach einer genauen Einführung in die Vita von Degrelle beginnt der Exkurs in die Sprache des Faschismus. Hier rührt auch der gut gewählte Titel her - das Trockene, Harte, Steife, Gerade und Starre steht im Gegensatz zum Feuchten, Weichen, Flüssigen und Fließenden. Verkürzt dargestellt geht es auch um Männlichkeit contra Weiblichkeit.

Das reiche Bildmaterial, die erklärenden Fußnoten, der teils sehr gewagte, weil flapsige Stil Littells und das Nachwort von Klaus Theweleit machen das Buch zu einem empfehlenswerten Buch, sowohl für den Leser mit umfangreichen Vorkenntnissen, aber auch für jene die einfach mal verstehen wollen, was den gemeinen Faschisten so ausmacht. Die Betonung möge hier auf gemein liegen, denn neben viel unreflektierter Kritik stimmt es: Littells Fortführung von Theweleits Theorie hinkt, wenn man sie allen Faschisten überstülpen wollte. Männer wie Eichmann oder Mengele fallen durch sein Raster. Doch ob Littell einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wollte, steht auch im Raum und senkt den Wert dieses Buches in keinster Weise.


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