20 Oktober 2009

buch: Finn-Ole Heinrich / Gestern ...

cover heinrichFinn-Ole Heinrich / Gestern war auch schon ein Tag
Erzählungen
156 Seiten / 10/2009
mairisch Verlag / 16,90 Euro

Finn-Ole Heinrich ist ein junger Autor der Geschichten erzählt wie alte Meister

Ich bin ein großer Freund von Erzählungen. Die Zeit in der wir leben ist voller Hast und Eile, jedoch werden die Bücher durchschnittlich dicker und wuchtiger. Brandaktuell versorgen uns Dan Brown und Frank Schätzing mit neuen Wälzern. Es sollte vorweggenommen werden, dass Finn-Ole Heinrich nicht nur in literarischer Kürze, sondern in erster Linie der Eleganz beiden überlegen ist.

Sein aktuelles Buch "Gestern war auch schon ein Tag" ist am 01.Oktober in die Regale gutsortierter Buchhandlungen gewandert. Erzählt wird in acht Geschichten von Dramen die das Leben schreibt - nein, von Dramen die Menschen verursachen. Beziehungen die zerbrechen oder nicht mehr zusammenwachsen wollen, Abschiednahme und viel Wut im Bauch. Keine Geschichte ähnelt der anderen. Ob es Susan ist, der ein Bein fehlt oder Elli und Tom, denen letztlich die ganze Familie abhanden kommt - die Plastizität die Finn-Ole Heinrich literarisch im Stande zu schaffen ist, hat mir den Atem geraubt.

Ich bin mir sicher, dass dieser Schriftsteller in ein paar Jahren zu den großen Namen der deutschen Literatur zählt. Ganz bestimmt!

medientipps:

12 Oktober 2009

media: vorgelesen - zehnseiten.de

screen zehnseiten.dezehnSeiten GmbH
web. zehnseiten.de
heads. P. Schönacher, M. Thaler
since. 2009
location. Obersöchering

Digitalisierung und Literatur - das schreckt so manchen Menschen ab. Dabei kann man nicht sagen, dass es nur eine Art gutmeinender Tradionalisten ist, die abwinkt, wenn das geschriebene Wort nicht mehr nur unter dem klassischen Buchdeckel verschwindet. Es sind auch jene, die aus der Antihaltung ein Prinzip machen und dabei eine Begründung gerne schuldig bleiben.

Die zehnSeiten GmbH hat Literatur und die digitale Welt zusammengebracht. Die Formel, nach der Per Schönacher, Mario Thaler, Anna Jung, Johannes Wörle und Florian Steinleitner arbeiten ist dabei recht simpel: Lediglich zehn Seiten. Zehn Seiten die ein Autor aus seinem eigenen Buch auswählt und vorliest. Das ganze wird audiovisuell aufbereitet und der Netzgemeinde vorgelegt.

Auf viel Input für den Besucher wird verzichtet. Eine Kurzbiografie und Bibliographie zum Schriftsteller sind abrufbar, das Design ist schlicht und ergreifend. Monochrom, clean und übersichtlich. Wer etwas über eine aktuelle Neuerscheinung auf dem deutschen Buchmarkt erfahren will, kann sich hier wöchentlich versorgen.

Brandneu ist, dass zehnseiten.de auch als App für das iPhone verfügbar ist. Daumen zehnmal hoch, für die zehnSeiten GmbH!

10 Oktober 2009

buch: Andreas Herzau / New York ...

cover new york cityAndreas Herzau / New York City
Davor, Danach, Dabei
138 Seiten / 09/2003
Edition Braus / 45,- Euro

Tausendfach abfotografiert, doch Andreas Herzau lässt uns NYC neu entdecken.

Er ist ein bekannter Reportage-Fotograf, gilt zu Recht als Meister der Street Photography. Der in Hamburg lebende Fotograf Andreas Herzau legte 2003 einen bis dato einzigartigen Bildband über New York City vor - eine Stadt die niemals schläft. So muss es auch Herzau gegangen sein. Das Fotoprojekt begann 2000 während eines Aufenthalts in der Stadt. Er sagt, er habe nicht schlafen können. Die Motive sind Schnappschüsse - wirken und sind nicht gesucht. Beim Schlendern durch die Metropole an der Ostküste entstanden so Schwarzweiß- und Farbaufnahmen, die mich beim Betrachten sofort in den Bann gezogen haben.

Es sind teils Fragmente, die Herzau in den Mittelpunkt stellt. Verschwommen, expressiv und den Fokus ganz abseits vom den tausenfach gesehenen Spektakel. Seine am am Detail orientierte Fotografie erschließt sich dem Betrachter nicht auf den ersten Blick. Man muss mitgehen, statt zu erwarten, dass vorgekaut wird. Deshalb und weil Andreas Herzaus bisheriges Gesamtwerk bewundernswert ist, gehört dieser Bildband in die Hände all derer, die sich für Fotografie fasznieren können und wollen.

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03 Oktober 2009

buch: C. Schünemann / Die Studentin

cover studentinChristian Schünemann / Die Studentin
Der dritte Fall für den Frisör
272 Seiten / 08/2009
Diogenes / 9,90 Euro

Tomas Prinz ermittelt wieder - wir dürfen uns zurücklehnen und genießen.

Christian Schünemanns zweiter Frisör-Krimi stand im Zeichen der Malerei. Nun dreht sich bei Tomas Prinz alles um englische Literaturwissenschaften. An der Ludwig-Maximilians-Universität geschieht ein Mord und wieder gibt es eine direkte Verbindung zu Prinz' Salon in der Hans-Sachs-Straße.

Rosemarie, das neue Au-Pair-Mädchen im Dienste von Tomas' Schwester Regula, gerät über Umwege unter die Fittche der frischgebackenen Professorin Mara Markowski. Schnell lernt sie, dass das friedliche Campusleben von Intrigen und einem unerbitterlichen Konkurrenzkampf gezeichnet ist. Als sie selbst unter Verdacht gerät, mit dem Mord an der Universität zu tun zu haben, schaltet sich der Coiffeur in die Ermittlungen ein. Gewohnt entspannt und charmant taucht der Detektiv wider Willen in die Welt des Verbrechens ein. Als unbekannte Größe findet er schnell Einblick hinter die Fassade der scheinbar aalglatten und langweiligen Akademiker. Statt Abschlussarbeiten und Notenabgabe stehen Eifersucht und Neid an der Tagesordnung.

Tomas Prinz verliert sich jedoch nie in klassischer Detektivarbeit. Er ist und bleibt ein Starfrisör, der einen Ruf zu verlieren hätte. So fällt sein fachmännischer Blick auf die Frisur seines Gegenübers und es offenbart sich so manches Geheimnis der Kunst rund ums Haar. Ebenso verzahnt mit dem Hauptstrang der Geschichte, wie Kriminalistik und Friseurgewerbe, sind die kleinen Prinz'schen Familienprobleme. Neben Aljoscha, Tomas russischem Lebensgefährten, begegnet einem auch die Mutter von Regula und Tomas wieder. Ihre neuen Pläne für das gemeinsame Unternehmen, lassen einen schon auf den vierten Band hoffen.

Trotzdem ist der dritte Roman von Christian Schünemann keine gewöhnliche Fortsetzung - er ist irgendwie ein Stand-Alone. Durchaus apart von den beiden Vorgängern lesenswert und verschenkbar, auch wenn im Nachhinen jeder alle Frisör-Romane kennen will. Nicht zuletzt des Stils wegen - elegant, abgerundet und frech. Ein wirkliches Vergnüngen diese Bücher zu lesen.

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