METROPOLITAN CIRCUS
web. metropolitan-circus.de
heads. beda mulzer, katrin schlotterhose
since. 2009
location. berlin
Gute Arbeit zu leisten bedeutet nicht nur Prestige, sondern auch jede Menge Output. Man sollte darüber schreiben, zumindest doch darüber reden, wenn man Eindrücke sammelt. Nichts anderes passiert auf Metropolitan Circus - da versammeln Katrin, Beda und Paddy ihr Portfolio an Erfahrungen. Genauer bereiten sie ihre aktuellen Interessengebiete und Projekte aus den Bereichen 'Fashion, Art & Modern Life' für die Leserschaft auf. Alle vom Fach, alle mit ordentlich Geschmack ausgestattet.
Angenehmerweise lassen sich die drei nicht konsequent auf der Welle des Mainstreams mittreiben. So hebt sich der Circus von vielen anderen Blogs und redaktionellen Projekten ab. Wer gelegentlich den Metropolitan Circus Flohmarkt [*] aufsucht mag hübscheste Schnäppchen machen.
Man lasse sich inspirieren und in diesem Sinne wird ein wunderbarer Wochenstart gewünscht.
29 August 2010
media: Metropolitan Circus
25 August 2010
buch: Maziar Moradi / 1979
Maziar Moradi / 1979
aus dem Persischen von Alexandra Cox
EAN 9783868281187 / 296 Seiten
39 Farbabb. / 27,5 x 24 cm
Kehrer Verlag (2010) / 36,00 Euro
Eine ganz persönliche Geschichte in Wort und Bild.
Erst gestern bestellt und heute durfte ich dieses wunderbare Fotobuch durchblättern, eine Zigarette anzünden und in den Motiven versinken. Der gerade im Heidelberger Kehrer Verlag erschienene Bildband von Maziar Moradi hört, ganz wie der großartige Roman von Christian Kracht, auf den Titel 1979. Er ist schlicht und ergreifend die Schilderung der Geschichte seiner eigenen Familie zur Zeit der islamischen Revolution und des grauenvollen Krieges zwischen Iran und Irak in Text und Fotografie.
Die Bildsprache Moradis begeistert mich. Jedes der Motive scheint sich nahtlos an den jeweiligen Vorgänger anzufügen und die Inszenierungen, so abstrakt sie teils anmuten, sind klar und brennen sich ins Auge des Betrachters. Für 1979 hat der iranische Fotograf seine eigenen Verwandten herangezogen und ihre Empfindungen dieser schicksalhaften Jahre für die Nachwelt festgehalten.
Maziar Moradi hat an der HAW Hamburg Kommunikationsdesign studiert und ist Gewinner von 'gute aussichten – junge deutsche fotografie 2008 / 2009' gewesen. Mehr Infos über ihn und einen visuellen Vorgeschmack finden geneigte Leser auf seiner Internetseite [*].
und nun die werbung:
21 August 2010
einwurf #17
das ist unser einwurf #17
heute: ein nachruf auf christoph schlingensief.
Herr Schlingensief ist gegangen.
Und zwar am 21.08.2010.
Neunundvierzig Jahre.
Ein lautes Leben.
Prägend.
†
Oft ist es doch so, dass Menschen die man höchstpersönlich kennt, tun und lassen können was sie wollen. Nicht? Jene die man nur aus erheblicher Distanz kennt, ihnen jedoch unweigerlich begegnet, da sie im öffentlichen Leben wirken und schaffen, geraten da schon eher ins Fadenkreuz der Kritik. Oft ist diese unreflektiert, insbesondere dann, wenn die kritisierte Persönlichkeit mehr transportiert als Brot und Spiele. Der Substanz wird mit substanzloser Kritik begegnet.
Ein vielkritisierter Kritiker unserer Zeit ist heute gestorben.
Der Tod von Christoph Maria Schlingensief macht betroffen.
Adieu!
photography © aino laberenz
16 August 2010
szene: Machtclub #84
Machtclub #84
Der Colonel und seine Kinder; Carola und ihre Tode
zeitraum: 11.09.2010 um 20:30
location: uebel & gefährlich, feldstraße 66, 20359 hamburg
details: macht-ev.de
Würde man Mahmud Doulatabadi auffordern uns ein Haus zu beschreiben, so würde er sich in plastischster Sprache der Toilette hingeben. Er ist ein abgründiger Schriftsteller, dessen literarisches Werk legendär ist. Vergangenes Jahr wurde sein Roman 'Der Colonel' von Bahman Niroumand ins Deutsche übersetzt und ist im Unionsverlag erschienen. Im Rahmen des Literaturfestivals Harbour Front besucht Doulatabadi für Lesung und Gespräch das Uebel & Gefährlich an der Feldstraße. Man ist begeistert und fordert allerseits auf diesem Event beizuwohnen.
Erwähnt wird ebenfalls Mahmood Falaki. Der im Norden Irans geborene Schrifsteller lebt und wirkt seit 1986 in Hamburg. Seine Novelle 'Carolas andere Tode' ist ein Spiel mit Realitäten, dem Schein, der Unsicherheit. Was ist wahr in diesem Verwirrspiel? Das Buch ist 2009 im Sujet Verlag erschienen.
Widmen wir uns also einem literarischen Abend, im Übrigen ist für musikalisches Geplänkel gesorgt [*] und kommen wir ins Gespräch. Die Themen sind geliefert. Es liegt an uns.
medientipps:
15 August 2010
buch: Nathan Dubowizki / Nahe Null
Nathan Dubowizki / Nahe Null
[ GANGSTA FICTION ]
aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt
EAN 9783827009470 / 224 Seiten
Berlin Verlag (2010) / k.LP Euro
Who's your daddy know? Mütterchen Russland im Klammergriff der Gangsta Fiction.
Als das vorliegende Buch in Russland erschienen ist, hat der Literaturbetrieb nicht stillgestanden. Wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym Nathan Dubowizki? Der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew stellte schnell fest, dass es sich um den dritten Mann im Kreml handeln müsse. Chefideologe Wladislaw Surkow, der als innenpolitischer Strippenzieher in Russland gilt, scheint in einem Gespräch klare Hinweise auf seine Urheberschaft gemacht zu haben. Offiziell wird dies wohl nicht werden, aber was bedeutet das auch schon, in der russischen Gegenwart?
Ungefähr so ist es auch mit Jegor, dem Protagonisten in Nahe Null. Er ist in erster Linie ein geschickter Geschäftsmann und in zweiter Verleger. Er 'organisiert' Lyrik, Prosa und Drehbücher, was so viel heißt, dass er mittellosen Poeten und Schriftstellern, aussätzigen Schöngeistern also, die Texte für einen Obolus abkauft. Um ein vielfaches höhere Summen erzielt er beim Verkauf der Urheberrechte an seine reichen und mächtigen Klienten. Intellekt und Schöngeist sind käufliche Prestigeobjekte. Die Geschäfte laufen gut.
Mau stehts jedoch um die Empathie. Jegors Mitgefühl ist nicht vorhanden oder geht in abstrakt-genialen Bildern, die Dubowizki zu zeichnen vermag, unter. Seine Tochter jedenfalls kann er nicht lieben und Frauen sind lediglich kurzweilige Lustobjekte. Jegor meidet zu hohe Temperaturen. Wärme ist ihm unerträglich. Die junge Schauspielerin Plaksa, ebenso egoman und schattenhaft, zieht ihn in einen so symbolträchtigen Strudel aus Verstrickungen und Verwirrungen, dass man meint einen Enthüllungsroman in den Händen zu halten.
Sprachlich brilliert Dubowizki. Der künstlerische Wert dieses Buches macht es so besonders. Abseits all der Diskussion, ob der Urheberschaft und ihrer politischen Brisanz, abseits der verborgenen Seitenhiebe und des unglaublichen Zynismus ist diese 'gangsta fiction' auch literarisch ein modernes Meisterwerk des russischen Schreibbetriebs.
und nun die werbung:
12 August 2010
einwurf #15
das ist unser einwurf #15
heute: ramadan.
Circa 1,4 Milliarden Menschen gehören heute der islamischen Glaubensgemeinschaft an. Der Islam gilt immernoch als die weltweit am schnellsten wachsende Religion. Jedes Jahr begeht die Ummah den Fastenmonat Ramadan. Gestern und heute hieß es wieder 'the same procedure as every year', da sich der Streit um die Sichtung der Mondsichel, die gewöhnlich den Beginn der Fastenzeit bedeutet, quer durch die islamische Gemeinschaft zog. Türken gestern, Iraner heute. Religionsgelehrte, Astronomen und Mathematiker - jeder meint es besser zu wissen. Der Islam ist eine der vielfältigsten, faszinierendsten und mit Sicherheit gespaltensten Religionen. Ein genauerer Blick schadet fraglos nicht. Den unterhaltsamen Anfang kann man mit folgendem Video machen.
Desweiteren empfiehlt sich folgende Lektüre für den geneigten Leser ...
medientipps:
01 August 2010
media: TV Noir
TV NOIR
web. tvnoir.de
founder. christoph drieschner
since. 2008
location. berlin
Wir sind im Heimathafen Neukölln. Hier wird monatlich die Talkshow TV Noir aufgezeichnet - das selbsternannte Wohnzimmer der Songwriter Deutschlands. Eine schöne Idee, deren Urheber Christoph Drieschner einigen besser bekannt sein dürfte als Frontmann der Rock/Pop Band Tex. Seit 2008 wir jede seiner Shows von je zwei Gästen besucht, meistens selbst Singer und Songwriter. Klangvolle Namen gab es da schon: Judith Holofernes, Gisbert zu Knyphausen oder Olli Schulz. Doch eben auch Newcomer haben hier die Möglichkeit sich zu präsentieren und genau da liegt für mich auch der Reiz.
Neue und in aller Regel hörenswerte Musik findest du bei TV Noir. Jeden Dienstag kann man die Sendung beim Berliner Sender ALEX [*] verfolgen oder sich den Stream jederzeit und überall liefern lassen.
Einige wundervolle Ausschnitte finden die geneigten Leser auch unbedingt bei youtube.com und einer soll hier auch sein Plätzchen als eingebetteter Sinnensrausch finden. Für die ungeteilte Aufmerksamkeit wird gedankt.