Amir Hassan Cheheltan / Amerikaner töten in Teheran
aus dem Persischen von Susanne Baghestani und Kurt Scharf
EAN 9783406621604 / 189 Seiten
C.H.Beck (2011) / 18,95 Euro
Sowohl die Islamische Republik Iran als auch die Vereinigten Staaten von Amerika haben ein Imageproblem. Innenpolitisch gärt es und außenpolitisch stehen ihnen weite Teile der Welt unversöhnlich gegenüber. Zeichnete man einen Kreis und wollte beide Länder auf der Kreislinie einzeichnen, so dürften sie direkt benachbart sein. Sie sind sich so ähnlich, doch schon ein Perspektivwechsel macht deutlich, wie weit sie voneinander entfernt sind. Die politische Stoßrichtung geht beiderseits gegen einen, mehr oder weniger klar definierten Feind von außen, um vom inneren Unruhepol abzulenken. Soweit die einleitenden, persönlichen Worte.
Amir Hassan Cheheltan, geboren 1956, hat lange in beiden erwähnten Staaten gelebt. Heuer lebt er in Berlin, was jedoch weniger dem Zwang zum Exil, als mehr der Freiheit zur Wahl und einer durchaus unberechenbaren Situation in seiner Heimat geschuldet ist.
Amerikaner töten in Teheran ist ein Episodenroman. Die beschriebene Zeitspanne liegt zwischen 1924 und 1988 und ist damit von Traumata und Wirrnis geprägt. Die prägende Frage der miteinander verwobenen Geschichten stellt der Großneffe des 1924 zu Tode geprügelten US-Vizekonsuls Robert Imbrie: 'Wieso werden in Iran immer Amerikaner erschossen?' Amir Hassan Cheheltan mag in den sechs Episoden keine konkrete Antwort auf diese und viele andere Fragen von Protagonisten und Leser geben, jedoch ist es schon die Fragestellung, die uns zum Nachdenken, statt zum Polemisieren führt.
Am Beispiel der Familie Huschmand wird die absurde Situation vieler Iraner vor und nach der Revolution deutlich. Resa, ein unbedarfter junger Mann, wird von einer linksextremen Bewegung rekrutiert und mausert sich zum Bombenleger. Er will die imperialistische Gefahr durch die USA mit Gewalt abwenden. Seine Schwester Mina hingegen verliert sich in den Augen eines Amerikaners und stirbt konsequenterweise - bei einem Bombenanschlag einer der vielen Terrorzellen jener Zeit. Der Vater ist längst tot, so bleibt eine Mutter die spätestens dann alles, inklusive ihres Verstandes, verliert, als ihr Sohn nach der Revolution erneut abgeführt wird: er wird zum Verräter und subversiven Element.
Wir durchwandern in Cheheltans großartigem Buch auch die Querelen der 'Operation Ajax', in deren Rahmen die CIA einen Staatsstreich inszeniert hat. So entlarvende Seiten findet man selten in zeitgenössischer Literatur und nach und nach ergibts sich ein klares Bild. Amerikaner töten in Teheran gleicht einem Puzzlespiel, denn jede Episode komplettiert das Ganze und so entsteht ein facettenreiches Gesamtbild, dass eindringlich ist und begeistert.
und nun die werbung:
29 Januar 2012
buch: Amir Hassan Cheheltan / Amerikaner töten in Teheran
labels:
lit.fiktional
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