29 Juni 2009

buch: Matias Faldbakken / Unfun

cover faldbakkenMatias Faldbakken / Unfun
Skandinavische Misanthropie III
aus dem Norwegischen von Max Stadler
Blumenbar Verlag / 19,90 Euro

Der negativste Autor der Gegenwartsliteratur vollendet seine Trilogie.

Die "Skandinavische Misanthropie" von Matias Faldbakken findet mit dem Roman Unfun einen Abschluss. Wieder bleibt der Norweger seinen Prinzipien treu und verbindet eine fundamentale Kritik an der postmodernen Gesellschaft mit seiner bekannten Tabulosigkeit und Negativität.

Protagonisten des Romans sind Lucy, ihr Ex-Mann Slaktus und deren ziemlich missratenen Söhne Atal und Wataman. Erstere ist eine anarchistische Norwegerin mit afrikanischen Wurzeln. Sie ist die fast unfreiwillige Heldin des Roman - alleine dieser Umstand ist bei Faldbakken eine Premiere. Eine Frau im Vordergrund seiner Story. Für Slaktus schafft er einen völlig neuen Begriff samt schlüssiger Definition: Gewaltintellektualismus. Slaktus ist übertrainiert, übermäßig solariumgebräunt und hat einen unmöglichen blonden Pony. Seine Gewaltausbrüche hat er nur dank stetiger Besuche bei einem Therapeuten unter Kontrolle. Zu allem Überfluss ist er hochintelligent - er führt Teile des Briefwechsels zwischen Freud und Einstein sinnhaft fort.
Sein erklärtes Ziel ist es das Slasher-Online-Rollenspiel "Deathbox" zu realisieren.

Im Mittelpunkt dabei seine eigene Familie oder, dass was man einst so nannte. "Unfun" ist harter Tobak und Faldbakken brilliert mit einer Geschichte zwischen feministischer Theorie, harscher Gesellschaftskritik, moralischen Abgründen und klassischen Slasher-Elementen.

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02 Juni 2009

buch: Boris Palmer / Eine Stadt macht blau

cover palmerBoris Palmer / Eine Stadt macht blau
Politik im Klimawandel - das Tübinger Modell
mit einem Vorwort von Joschka Fischer
KiWi Verlag / 8,95 Euro

Ein Buch mit Vorbildcharakter, frei nach dem Motto: Global Denken, lokal Handeln.

Tübigen gilt schon seit langer Zeit als Studentenstadt, doch seit 2006 auch als Vorreiter in Sachen Klimapolitik. Als sich der 34jährige OB-Kandidat Boris Palmer im ersten Wahlgang gegen die Amtsinhaberin durchsetzte, war klar, dass Tübigen fortan nicht mehr nur eine Alibipolitik in Sachen Klimaschutz machen würde. Der Grünen-Politiker hatte sich entgegen aller Empfehlungen für den Wahlkampf mit Schwerpunkt "Öko-Themen" entschieden. Dieses Profil hat ihm überraschenderweise sogar im bürgerlichen Lager wichtige Stimmen gesichtert.

Sein nun erschienenes Buch adaptiert den Namen der Klimakampagne "Eine Stadt macht blau". Palmer nimmt den Leser bei der Hand und führt ihn durch ein wahrlich komplexes Thema, dessen Allgegenwart bisweilen für Verdruss sorgen kann. Es wäre vermessen, wenn man Boris Palmer mit Al Gore in einen Topf wirft. Persönlich war mir die Hollywood-Inszenierung des US-Amerikaners bisweilen zu viel Römpömpöm voller Allgemeinplätze. Der Tübinger Bürgermeister schafft es auf charmante und frische Art und Weise eine Warnung für unsere Gesellschaft zu formulieren und Lösungsvorschläge für Kommunen und Städte zu machen. Besonders vorteilhaft: Er redet als Praktiker und kann Ergebnisse präsentieren die uns Staunen lassen. Die Reduktion des CO2-Ausstoß wurde forciert, ohne bei sich selbst zu sparen. Im "Ländle" entschied sich Palmer vom Dienst-Mercedes auf den umweltschonenden Toyota Primus umzusteigen bzw. das Projekt "TeilAuto" zu nutzen - ein gewagter Ansatz.

Letztlich zieht man aus dem Tübigener Modell viele wertvolle Informationen und Anregungen, die dieses Buch zu einer wichtigen Lektüre machen. Damit wir und unsere Kinder sich auch in der Zukunft über einen blauen Himmel und viel, viel Sonnenschein freuen können.

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