9/11: THE FALLING MAN
Darlow Smithson Productions (uk / 2006)
regie: Henry Singer
story: Tom Junod
dauer: 1:11:27
Ein Augenblick im Leben eines Menschen, an einem denkwürdigen Tag
Nebenstehendes Motiv entstand am elften September 2001 in New York City. Um 9:41:15 betätigte der Fotograf Richard Drew den Auslöser seiner Kamera. The Falling Man ist nur eines von tausenden Motiven dieses Tages. Es zeigt keinen Überlebenden, keinen Helden und keine Explosionen. Es zeigt nur eine Person die fällt. Auf faszinierende Art bannt das Foto den Betrachter, strahlt eine unerklärliche Ruhe aus. Vielleicht passte diese Darstellung des 11.September nicht in den common sense dieser Tage, jedenfalls verschwand Richard Drews Aufnahme innert weniger Stunden wieder von der Bildfläche der internationalen Berichterstattung.
Mit der Dokumentation 9/11: The Falling Man versuchte Henry Singer nicht nur auf die Spur der Identität des fallenden Mannes zu kommen, viel mehr stellt er das Schicksal von über zweihundert Menschen in den Mittelpunkt des Films. Sie alle haben in den letzten Minuten ihres Lebens eine Entscheidung getroffen - sie sprangen in den Tod. Waren es Selbstmörder? Was sehen wir wirklich, wenn wir diese Menschen betrachten? Wieder ist es die Macht der Bilder, die eine Frage in uns aufwirft.
2007 wurde Henry Singer bei den New York Festivals für diese siebzig Minuten mit der Gold Medaille ausgezeichnet. Nehmt euch die Zeit, denn es lohnt sich!
25 August 2011
film: 9/11: THE FALLING MAN
23 August 2011
media: Wahre Worte Weiser Wirte
Wahre Worte Weiser Wirte
web. wahre-worte-weiser-wirte.de
heads. mkk werbeagentur
since. 2010
location. hamburg
Viel zu viele Menschen bleiben in viel zu einsamen Wohnzimmern vor den Fernsehgeräten hängen und viel zu oft reduziert sich das gesellige Beisammensein auf zielorientiertes Socialising. Die Renaissance der Kneipen und Bars, Tavernen und Schankwirtschaften wäre zu begrüßen. So erklärt sich auch meine Ansicht, dass das Sprichwort 'Wer nichts wird, wird Wirt' gepflegt in die Tonne getreten werden kann. Der Wirt soll gefeiert werden, denn sein Wirken, so er natürlich kein völliger Hanswurst ist, verspricht weitaus mehr, als nur Schnaps und Zigarettenqualm - es bringt Menschen zusammen.
Der selben Ansicht sind auch die Macher von wahre-worte-weiser-wirte.de. Sie erklären Wirte zu multiplen Persönlichkeiten und bemerken all die Anforderungen, die an sie gestellt werden - von der Gesellschaft, von uns, den Gästen. D'accord. Bemerkt habe ich das Projekt im gutsortierten Buchladen. Der feine rote Einband mit den wahren Worten weiser Wirte aus Hamburg ist im September 2010 beim Junius Verlag erschienen. Ein wirklich schönes Buch.
Für die Umsetzung der gleichnamigen Website ist die Hamburger Werbeagentur MKK zuständig gewesen. Hier finden sich Portraits diverser Persönlichkeiten aus der Gastronomie in Wort und Bild. Herausragend sind all die unterschiedlichen Videos, zum verschicken, verweilen, lachen und letztlich zum feiern, denn da kommt noch was.
Die über 60 Stunden Material aus O-Tönen landen peu à peu im Netz und im Spätherbst wird dann eine Premiere gefeiert. Eine exklusive und auf 99 Exemplare DVD soll pünktlich zu Weihnachten über den Shop erhältlich sein. Alle bis dato veröffentlichten Kneipenführer für Hamburg scheinen mit einem Mal völlig überflüssig. Nun, ehrlicherweise waren sie das ja schon immer.
und nun die werbung:
22 August 2011
buch: Constantin Göttfert / Satus Katze
Constantin Göttfert / Satus Katze
Roman
EAN 9783406621642 / 139 Seiten
C.H. Beck (2011) / 17,95 Euro
Die Toten wollen wir nicht.
Constantin Göttferts Debütroman könnte durchaus verfilmt werden - und zwar, so schwebt es mir jedenfalls vor, von Herrn Lars von Trier. Düstere, unheimliche Bilder zeichnen die vielschichtige Geschichte von 'Satus Katze' und den Erlebnissen eines jungen Stipendanten aus. Dieser sitzt in einem Wiener Café, kürzlich erst aus finnischen Großstadt Oulu zurückgekehrt, und muss feststellen, dass er nicht über den erwarteten Abschlussbericht zu seiner Stipendienzeit verfügt. Er müsste schreiben. Nur worüber? Wir werden es erfahren und verstehen, weshalb sich dieses Unterfangen nicht sonderlich leicht gestaltet.
Doch kehren wir nach Wien zurück. Hier sitzt an einem der Nachbartische, des eingangs bereits erwähnten Cafés, die junge Schauspielerin Nora. Sie telefoniert und zieht mit den gesprochenen Worten die Aufmerksamkeit unseres Protagonisten auf sich. Es geht um Finnland, es geht um eine Katze. Man wird ins Gespräch kommen. 'Ich starrte auf die Katze auf dem Plakat des Theaters gegenüber und hatte Angst. Bitte, lass mich erzählen, sagte ich.'
So verschlägt es uns in die sechstgrößte Stadt Finnlands, einen Ort an dem die Bewohner im Winter keinen Sonnenstrahl zu Gesicht bekommen und Alkohol eine ihrer größten Geißeln ist. Hier ist er nun also. In Oulu. Der Stipendant aus Österreich. Bald fischt er eine Plastiktüte aus einer, im verschneiten Innenhof stehenden, Mülltonne. In ihr zwei Katzen, nicht größer als seine Hand. Eine lebt, eine ist bereits tot und letztere will er nicht. Um sie vom Kadaver unterscheiden zu können, braucht die lebende Katze einen Namen. Einen finnischen Namen, denn es ist eine finnische Katze: Louhi.
Machen wir einen erneuten Schnitt. Gemeinsam mit der Literaturprofessorin Dr. Karjalainen wird der Erzähler einen Ausflug auf eine einsame Insel machen. Er wird im Manuskript des jungen Schriftstellers Satu Keinänen lesen und rasch feststellen, wie eng die erst fikitiv anmutendene Geschichte, mit seiner Realität verknüpft ist. Einer Realität die sich immer verworrener, immer mysteriöser gestaltet.
Was jedoch hat Nora, die junge Schauspielerin aus Wien, mit den Geschehnissen im hohen Norden zu tun? Warum ritzt man die Initialen von Toten in die Rinde eines Baumes? Ein seltsames Band verbindet alle Charaktere in 'Satus Katze'. Vielleicht die große, schwarze Katze der finnischen Mythologie, vielleicht jedoch auch der große menschliche Konflikt zwischen Eros und Thanatos. Vieles kann man aus Constantin Göttferts Debüt herauslesen. In jedem Fall ist ihm jedoch ein vielschichtiger Roman gelungen, der bis zum Schluss spannend, magisch und recht unheimlich ist.
und nun die werbung: