Sarah Khan / Die Gespenster von Berlin
Unheimliche Reportagen
Suhrkamp Nova / 9,90 Euro
Berlin kann unheimlich sein. Sarah Khan forscht und findet Geister, Jim Rakete und viele tote Soldaten
Berlin ist gleich zweimal Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland - sowohl im diesseitigen, wie im jenseitigen Sinne. Nirgendwo geistern mehr unheimliche Geschichten durch die Küchen, Wohnzimmer und Cafés. Ein paar Gänge schalten wir, aber sofort zurück und stellen fest: Sarah Khan hat kein Gruselbuch geschrieben. Wer eine Ansammlung spiritistischer Erfahrungsberichte erwartet, der sollte nicht zugreifen. Daniel Kehlmann trifft es mit seiner Feststellung auf dem Klappentext sehr gut: "Sarah Khan forscht Gespenstern nach und fördert deutsche Geschichte zutage."
Wie definieren wir unheimlich? Was sind Gespenster? Die Autorin trifft stets auf Bekannte oder die Bekannten von Bekannten. Diese erzählen, dann von ihren übernatürlichen Erfahrungen. Diesem seltsamen Gefühl, wenn man weiß, dass man gerade nicht alleine im Raum ist. Hier und da materialisieren sich längst verblichene Menschen scheinbar - so zum Beispiel bei der Gespensterjagd in Bethanien. Eine tolle Story. Sie zeichnet sich, ebenso wie alle anderen Geschichten durch eine penible Recherche aus und das macht einfach Spaß zu lesen.
Klar - manchem mag der Ton zu schnodderig sein oder alles wie viel zu langatmig. So zum Beispiel die detailversessenen Passagen über einen Messi, der sich im ZVAB ein Konvolut an Geisterbüchern orderte. Doch obwohl auch ich mich teilweise gefragt habe, wieso mir Sarah Khan das jetzt alles erzählen will, bin ich höchst zufrieden mit diesem Kauf. Oder um es mit Jim Raketes Worten wiederzugeben: "Warum beschäftigen Sie sich mit so einem Scheiß? Verwunschene Häuser!? So ein Scheiß!" Wer die Antworten will, weiß jetzt wo nachgelesen werden kann.
medientipps:
29 Januar 2010
buch: Sarah Khan / Die Gespenster von Berlin
labels:
lit.fiktional
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