28 Dezember 2008

neues: Kluge Worte

schaufensterDas Jahr 2008 neigt sich dem Ende entgegen und rückblickend kann man sagen: krisenzeit & sonnenschein war Programm.
So werden für uns der Beginn einer großen Finanzkrise und das Wort Rezession ebenso mit dem Jahr 2008 verknüpft bleiben, wie die Wahl des neuen US-Präsidenten Barack Obama. Und die Medienwelt? Sie blickt unter anderem zurück auf Marcel Reich-Ranickis kontrovers diskutierten Auftritt beim Deutschen Fernsehpreis, Charlotte Roches umstrittenen Bestseller Feuchtgebiete und Heath Ledgers schauspielerisches Meisterwerk als Jokerim bis dato erfolgreichsten Film aller Zeiten.

Das kommende Jahr wird große Herausforderungen mit sich bringen. Es ist zu hoffen, das wir, die wir täglich mit verschiedensten Medien arbeiten, den Dialog über die dringlichen Probleme unserer Zeit führen und Verbesserungen erreichen. Medien können heute sehr großen Einfluss auf die Richtung nehmen, in die wir uns bewegen - im positiven, wie im negativen Sinne. Daher sollten wir mit Wort und Tat für ein schlichtes und doch ideales Prinzip einstehen: Wir können die Welt irgendwann als einen besseren Ort für uns alle verlassen, als wir ihn vorgefunden haben.

Mit einem Gedicht von Theodor Storm lässt sich dies vielleicht am vortrefflichsten abschließen. Wir wünschen ein gesundes und friedliches neues Jahr.


Weihnachtsabend


Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl
der Kinderjubel und des Markts Gebraus.

Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.

Ich schrak empor, und beim Laternenschein
sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
erkannt ich im Vorübertreiben nicht.

Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn Unterlaß;
doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.

Und ich? - War's Ungeschick, war es die Scham,
am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh meine Hand zu meiner Börse kam,
verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

Doch als ich endlich war mit mir allein,
erfaßte mich die Angst im Herzen so,
als säß mein eigen Kind auf jenem Stein
und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

Theodor Storm

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