das ist unser einwurf #21
heute: farbenlehre.
Ich habe den Herbst vermisst. Unsere Naivität mit der wir im Laub spielen und das regennasse Kopfsteinpflaster. Es ist nicht mehr zu warm und noch nicht zu kalt. Draußen sitzen geht - auf eine Zigarette zum Kaffee. Da am Straßenrand treffen wir uns. Wir mögen die bunten Farben auf dem grauen Beton, weil sie uns Geschichten erzählen. Sie sind ein urbanes Märchen, inmitten fester Strukturen, die uns durch die Jahreszeiten tragen.
In Anbetracht der babylonischen Sprachverwirrung unserer Zeit, ist das Schweigen ein Genuss geworden. Mit offenen Augen tanzen wir wortlos durch die Straßen. Die vormals freien Flächen unserer Stadt summen ein Lied in einer stummen Sprache. Bunt und schön.
Es ist Herbst geworden und wir können nicht in den geheizten Zimmern sitzen. Beschlagene Fensterscheiben sind ein Schleier vor unseren Gesichtern. Viele reden laut von dem was die Welt bewegt, doch sitzen still. So bewegt sich die Welt bald gar nicht mehr, alles ist monochrom und wir wandeln auf einer Grauskala.
Walter Benjamin schrieb von der 'Gabe des Lauschens' und vom Verschwinden der 'Gemeinschaft der Lauschenden'. Es gibt auch eine Gabe des Sehens und eine Gemeinschaft der Sehenden.
Der Herbst läutet keine graue Jahreszeit ein. Es gibt keine graue Jahreszeit.
Es gibt nur Menschen die ausschließlich das sehen können, was sich ihnen offensichtlich aufdrängt.
photography (c) heiko waechter [*]
24 September 2010
einwurf #21
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1 Kommentar:
:)
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