10 November 2010

buch: Byung-Chul Han / Müdigkeitsgesellschaft

cover han muedigkeitsgesellschaftByung-Chul Han / Müdigkeitsgesellschaft
Kleine Reihe
EAN 9783882216165 / 68 Seiten
Matthes & Seitz (2010) / 10,- Euro

Ein hübsches, dünnes Buch mit einem maximalen Wirkungsgrad

Wieder war es das Auge, denn es war Initiator des Kaufs. Die 'Kleine Reihe' des Berliner Verlags Matthes & Seitz ist nach einer Idee von Pierre Fauchau gestaltet worden. Ein Volltreffer. Hosentaschenformat und hübsch anzusehen. Inhaltlich kann ich bis dato nur für drei Titel meine Hand ins Feuer legen, aber ganz explizit eben für das neue Essay von Byung-Chul Han.

Der koreanische Professor für Philosophie und Medientheorie lehrt sein Anfang diesen Jahres an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. In Müdigkeitsgesellschaft startet er mit einer ganz grundsätzlichen These: Jedes Zeitalter hat Leitmedien, Leitkulturen und eben auch Leitkrankheiten. So waren das ausgehende 19. und das 20.Jahrhundert geprägt von der bakteriologischen und viralen Bedrohung. Epedemien sind natürlich auch heute noch ein Thema, aber eben nicht schwerpunktmäßig. Nun schließt er, dass unser 21. Jahrhundert neuronal bestimmt ist. ADHS, Boderline-Persönlichkeitsstörungen, Burnout-Syndrom - das sind die Schlagworte. Bis hierhin fand ich mehr Bestätigung in bisher gedachten Gedanken, doch nun tut Han etwas besonderes. Er verknüpft diese These geschickt mit wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Themen und macht so deutlich, wie diese Leitkrankheiten sich a) erklären und b) entwickelten.

Schließlich mündet das Essay in einem wunderbaren Abschnitt, für den Han ein Essay von Peter Handke hinzuzieht. 'Versuch über die Müdigkeit' lautet der Titel und spätestens nach diesen Absätzen war ich von einer tiefen Zufriedenheit befallen. Müdigkeitsgesellschaft ist nicht nur ein philosophisches Buch, denn es gibt gleichermaßen Denkanstöße und Ratschläge wie es auch besser geht. Weihnachten naht und man sieht schon all die Rastlosigkeit und den Stress über uns hereinbrechen. Ich glaube mit diesem formschönen Büchlein ist man mit Sicherheit ein klein wenig geimpft - wenn man das überhaupt so sagen sollte.

und nun die werbung:

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