12 September 2017

buch: Johannes Gernert / Generation Porno

cover johannes gernert generation pornoJohannes Gernert / Generation Porno
Jugend, Sex, Internet
EAN 9783771644390 / 224 Seiten
Fackelträger (2010) / k.LP. Euro

Blowjob, Gangbang, Double Penetration - Jargon und Lebensart der Jugend?

Es war ein Impuls, der mich zu diesem Buch greifen ließ. Mein müder Blick streifte morgens das Cover eines dereinst im Fackelträger Verlag erschienen Sachbuchs. Darauf zu sehen ein junger Mann, verklärt bis verwegen dreinschauend, leichter Bartflaum, cooles Antlitz und dazu in fetten Lettern der Titel: 'GENERATION PORNO'. Darunter etwas kleiner 'Jugend Sex Internet'. Ich beschloss es mitzunehmen, erstmal einen starken Kaffee zu trinken und später hineinzuschauen. Schließlich vergingen Wochen bis ich bei einem ganz anderen Kaffee saß und mit einem Freund darüber nachdachte, ob wir die Jugend für 'pornofiziert' hielten. Ich erinnerte mich an das kürzlich erstandene Buch, ging heim und begann zu lesen.

Degenerieren also ganze Generationen zu gefühlskalten Onanisten und Gangbangern, weil sie viel zu früh auf Youporn, Redtube und Consorten landen? Ist Analsex noch vor dem ersten Zungenkuss okay? Stehen wir am sexuellen Abgrund? Wird alles Sodom und Gomorrha von Berlin-Neukölln bis Hamburg-Othmarschen? Einige Polit-Talks der Vergangenheit widmeten sich solchen und noch reißerischeren Fragen. Johannes Gernerts Buch ist, obwohl bereits 2010 veröffentlicht, auch gegenwärtig noch ein durchaus lesenswerter Debattenbeitrag.

Er führte zahlreiche Gespräche mit Fachleuten und 'Betroffenen', so unter anderem mit dem Theologen und Arche-Gründer Bernd Siggelkow. Ein durchaus kontroverses Treffen und besonders im Kontext mit den vielen Originaltönen spannend nachzuvollziehen. Ein paar nostalgische Gefühle kommen auf, als ich lese, wie sich der Autor bei den 2009 gehypten und heute längst abgehängten sozialen Netzwerken SchülerVZ und Jappy einloggt, um dort mitzuchatten. Gerade sieben Jahre sind seit Veröffentlichung von GENERATION PORNO vergangen und die digitale Welt hat sich rasant gewandelt. Alles noch ein bisschen schriller und transparenter.
Machen strikte Verbote, Sanktionen oder Strafen wirklich Sinn, wenn es um Pornos im Kinderzimmer oder auf dem Schulhof geht? Mitunter will man bei einigen wirklich erschreckenden Aussagen von Jugendlichen heftig mit dem Kopf nicken, aber ist das dann nicht nur eine diffuse Angst? Eine diffuse Angst davor, dass das alles vielleicht allzu menschlich ist? Nicht die Pornos, nicht die Fäkalsprache, sondern die Rohheit, die sich in ihnen ausdrückt.

Der Autor selbst bleibt um eine differenzierte Haltung bemüht, sagt von sich, dass er Pornos weder abfeiert, noch verteufelt. Vielleicht kam er gerade deshalb so gut und zwanglos in den Dialog mit so unterschiedlichen Menschen aller Altersgruppen. Sein gradliniger Stil und die klare Sprache machen das Buch besonders gut lesbar. Es gehört deshalb ganz und gar nicht nur in die Hände Erwachsener, sondern eignet sich auch als Sachbuch für jugendliche Leser. Auf der Website des Fackelträger Verlags lassen sich übrigens Un­ter­richts­be­gleit­ma­te­ria­li­en als PDF-Datei herunterladen.

und nun die werbung:

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