26 Februar 2010

buch: Robin Felder / Unsympath

cover felderRobin Felder / Unsympath
EAN 9783941376144 / 349 Seiten
Edel (2010) / 17,95 Euro

Debüt für Debüt und bis dato keine Enttäuschung - auch nicht mit Unsympath

Der Komponist Peter Weidner hat so gut wie alles. Im Prinzip dürfte man behaupten, dass er ein beliebiges und reiches Yuppiearschloch ist. Er achtet in höchstem Maße auf sein äußeres Erscheinungsbild, hat augenscheinlich exzellente Manieren und nach dem Verlassen seines Luxusappartments, ist das Fortbewegungsmittel der ersten Wahl sein Jaguar. Das er jedoch nicht jeden Morgen einen Arbeitsweg zu bewältigen hat verdankt er seiner Berufung. Er ist ein erfolgreicher Komponist und damit frei. Jedenfalls der ersten Annahme nach. Peter ist ein wenig die neue deutsche Version von Patrick Bateman, dem Unsympathicus aus American Psycho, doch keineswegs eine Kopie.

Getrieben von einer zwanghaften Ritualisierung seines Alltags und gefangen in selbsterrichteten Strukturen, gestaltet sich der Tagesablauf unseres Protagonisten mehr als schwierig. Das rührt weniger von einer künstlichen Komplexitität her, als mehr von seiner ausgeprägten Menschenallergie. Peter Weidner ist ein Misanthrop. Er kann seine Umwelt nicht leiden und irgendwie scheint er von einem Allergietest zum nächsten zu wandeln.

Die aktuelle Passion des Komponisten: Annoncen im Internet. Aufgegeben von Frauen, ganz nach dem Motto "Sie sucht Ihn". Finden sie Peter Weidner, dann verfallen sie ihm. Das janusköpfige Wesen. Saubermann und Neurotiker. Sein Leben plätschert dahin, der Maskenball geht weiter und weiter - bis es einen unüberschaubaren Bruch gibt. Etwas droht die Hülle bröckeln zu lassen.

Nein, es ist nicht die große, heilende Liebe. All der Kitsch bleibt uns erspart und so entwickelt sich Unsympath von Seite zu Seite zu einem grandiosen Debüt. Dieser vor Leere fast platzende Charakter des Peter Weidner - ein wandelndes Oxymoron. Dazu ist Robin Felders Roman ein sprachlicher Genuss - insbesondere dann, wenn die Gedanken nur so plätschern und man zeitweise nicht umher kommt zu fragen: Wie viel von dem da, steckt auch in mir? Bin das da auch ein bisschen Ich? Wir wünschen nach abgeschlossener Lektüre viel Freude bei der Suche nach den Antworten.

medientipps:

2 Kommentare:

Brina hat gesagt…

john niven-coma.

elhonert hat gesagt…

coma liegt noch aufm stapel neben dem bett.
und wartet. und ich freu mich.