06 Februar 2010

film: Neukölln Unlimited

neukoelln unlimitedNeukölln Unlimited
INDI FILM, noirfilm, ... (ger / 2010)
regie: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch
cast: Hassan Akkouch, Lial Akkouch, Maradona Akkouch, ...
dauer: 96 min

Am 04.02 ist der Rapper Bushido mit seinem selbstbeweihräuchernden Spielfilm Zeiten ändern dich in den deutschen Kinos gestartet. Nun hat man erwartet, dass Produzent Bernd Eichinger (Der Untergang, Der Baader Meinhof Komplex, ...) nicht nur eine Filmbiografie abliefert, sondern mit dem Anspruch ans Werk geht, ein deutsches Sittengemälde zu zeichnen. Weit gefehlt - dieser Film ist einfach nur ein dramaturgisches Desaster.

Glücklicherweise ändern weder Bushido, noch sein quantitativer Erfolg etwas daran, dass vom 11.02 - 21.02 die 60. Berlinale stattfinden wird. Hier wird im Rahmen der Sektion Generation 14plus der Dokumentarfilm Neukölln Unlimited gezeigt.

Lial, Hassan und Maradona leben im Kiez von Neukölln - einem Bezirk der durchaus als Wachablösung für Kreuzberg gelten darf, wenn es darum geht Problembezirk No.1 zu sein. Die Sprößlinge der Familie Akkouch wachsen in diesem multikulturellen Mosaik auf, man schafft sich Freiräume und feiert kleine Erfolge. So weit, so gut - aber im Hintergrund lauert auch nach 18 Jahren des Aufenthalts in der BRD das große Thema Abschiebung. Der einzige Weg in die Legalität geht über selbstverdientes Geld - einen Weg den Lial und Hassan gemeinsam gehen wollen, um der Familie eine Zukunft abseits, des von Krisen und Kriegen geschüttelten Libanon, zu bieten.

Die notwendigen Debatten über Migration, Abschiebung und Vorurteile werden in Deutschland gerne geführt. Ein neuerlicher Zwischenfall im Stile der Rütli-Schule und der mediale Fokus wendet sich ab von "Baby da!" und "Streusalz-Desaster". Schon bekommen wir wieder all die Klischees serviert - Stammtisch und gutmenschliche Foren haben gleichermaßen Input für tagelange Streitgespräche.

Ein Dokumentarfilm wie Neukölln Unlimited verbildlicht wie allzu menschlich dieses Thema ist und wie wenig abstrakt die Wünsche und Probleme derer ist, die als Teil einer Parallelgesellschaft abgestempelt werden, die es eigentlich nicht geben müsste. Hoffen wir also, dass viele diesen Film schauen werden und man irgendwann doch sagen kann: Ja, die Zeiten ändern dich sich!
Offizieller Kinostart ist der 08.04.2010.

Screenings im Rahmen der Berlinale:
13.02 11:00uhr Babylon (Mitte)
15.02 14:30uhr Babylon (Mitte)
18.02 11:30uhr Babylon (Mitte)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gut beschrieben! Hier gibt es auch einen netten Beitrag über NK Unlimited:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/165221.heimat-neukoelln.html

elhonert hat gesagt…

merci beaucoup. und danke für den artikel.